Geschichte

Außerordentlicher Diözesantag zum Diözesanjubiläum: 135 Jahre KAB Passau. KAB präsentiert zum Jubiläum den neuen Präses

Pfar­rer Johan­nes Trum ​„geist­li­cher Küm­me­rer“ des kirch­li­chen Sozi­al­ver­bandes – Glück­wün­sche vom Bun­des­prä­ses – Wür­de­vol­le 135-Jahr-Feier 

Zusätz­lich wird der 55-Jäh­ri­ge als Betriebs­seel­sor­ger im Bis­tum tätig sein, wor­über sich der Haupt­ze­le­brant der Hei­li­gen Mes­se anläss­lich des 135-jäh­ri­gen Bestehens der Katho­li­schen Arbeits­neh­mer­be­we­gung (KAB) in der Diö­ze­se sehr glück­lich zeig­te.

Pre­di­gers Dr. Bau­ern­feind. ​„Die KAB ist eine uner­setz­lich star­ke Stim­me in der Welt und in der Kir­che“, beton­te der Dom­de­kan. Die­ser Ver­band, der aus dem christ­li­chen Geist her­aus han­de­le, sei drin­gend not­wen­dig – ​„auch und gera­de heu­te“, so der Ver­tre­ter des Pas­sau­er Dom­ka­pi­tels. Dies ent­spre­che dem Auf­trag Jesu an die Jün­ger im Evan­ge­li­um nach Mar­kus: ​„Geht hin­aus in die gan­ze Welt und ver­kün­det das Evan­ge­li­um allen Geschöp­fen! Wer glaubt und sich tau­fen lässt, wird geret­tet; wer aber nicht glaubt, wird ver­dammt sein.“

Im KAB zählt nach Bau­ern­feinds Wor­ten beson­ders die prak­ti­sche Lebens­er­fah­rung – die Mit­ge­stal­tung an einer Welt des sozia­len und respekt­vol­len Mit­ein­an­der­le­bens. ​„Wie gut, dass Sie sich auf die­sen Auf­trag Jesu ein­las­sen“, sag­te der Pre­di­ger mit Blick auf die vie­len Ver­bands­mit­glie­der, die von eini­gen Fah­nen­trä­gern deut­lich sicht­bar reprä­sen­tiert wur­den. ​„Sie han­deln zusam­men mit Jesus Chris­tus“, hob der Dom­de­kan her­vor, der im Namen und in Ver­tre­tung von Dr. Ste­fan Oster Johan­nes Trum – ​„vom Ver­band gewählt und vom Bischof erwählt“ – als neu­en KAB-Diö­ze­san­prä­ses seg­ne­te und ihm die Ernen­nungs­ur­kun­de überreichte. 

„Du willst Dein neu­es Amt mit Dei­ner geist­li­chen Kom­pe­tenz berei­chern“, erklär­te Dr. Bau­ern­feind zur Absicht des frisch ernann­ten KAB-Diö­ze­san­prä­ses, der sich der damit ver­bun­de­nen hohen Her­aus­for­de­rung stel­le. Der Pre­di­ger mach­te auf den guten Geist in der KAB auf­merk­sam, Kri­sen und Kon­flik­te im fried­lich-kon­struk­ti­ven Mit­ein­an­der mit allen Gesprächs­part­nern zu lösen. Trum sei dem Ver­band und dem Bischof ver­ant­wort­lich. ​„Das ist kein Wider­spruch“, stell­te der Dom­de­kan klar, laut des­sen Aus­sa­ge die Gemein­schaft der KAB stark mache. Trum sei beru­fen, das­sel­be zu tun wie Jesus – ​„mit einer von Gott erfüll­ten Lie­be auf die Men­schen zu ach­ten.“

Bau­ern­feind wünsch­te sei­nem Pries­ter­kol­le­gen den Segen Got­tes, damit er ​„Segen für die KAB und die Men­schen unse­rer Zeit“ sein und wer­den kön­ne. Vor den Augen und Ohren zahl­rei­cher Mal­te­ser-Mit­glie­der beim Got­tes­dienst teil­te der Haupt­ze­le­brant mit, dass Trum selbst­ver­ständ­lich auch wei­ter­hin Diö­ze­san- und Jugend­seel­sor­ger die­ser Ver­ei­ni­gung blei­ben wer­de. Der neue KAB-Diö­ze­san­prä­ses spen­de­te beim Fest­got­tes­dienst auch gleich den unter Gläu­bi­gen so sehr ersehn­ten Bla­si­us­segen mit gekreuz­ten Ker­zen zur Abwehr von Hals- und Rachenkrankheiten.

KAB-Bun­des­prä­ses Ste­fan Eirich aus Köln leg­te Trum als Vor­bild den Main­zer Bischof und Ver­bands­grün­der Wil­helm Emma­nu­el von Ket­te­ler (1811 – 1877) ans Herz, der als ​„Arbei­ter­bi­schof“ in die Geschich­te ein­ge­gan­gen sei. Aber auch auf den Pro­phe­ten Eze­chi­el kon­zen­trier­te Eirich die Auf­merk­sam­keit, dem Gott der christ­li­chen Legen­de nach nichts weni­ger als eine Schrift­rol­le zu essen gege­ben habe, auf der die Kla­gen, Trä­nen und Bedräng­nis­se des Vol­kes ver­merkt gewe­sen sei­en. ​„Prä­ses ist ein geist­li­cher Wider­part“, beschrieb der hohe Gast die künf­ti­ge Auf­ga­be von Johan­nes Trum, denn es gel­te, an die Mensch­lich­keit zu erin­nern. Die KAB ste­he für die Ver­wur­ze­lung, ​„an die Du erin­nern sollst“, gab Eirich dem neu­en Diö­ze­san­prä­ses mit auf den Weg in die Zukunft.

 

135 Jahre KAB Passau

Ein­lei­tend zur anschlie­ßen­den Fei­er­stun­de im Fest­saal St. Valen­tin blick­te die KAB-Diö­ze­san­vor­sit­zen­de Ange­li­ka Gör­mil­ler in stark geraff­ter Form auf 135 Jah­re KAB zurück – ent­stan­den aus dem Bewusst­sein her­aus, ​„dass Kir­che mehr sein muss als Tau­fe und Lit­ur­gie.“ Ein­ge­denk der gerin­gen Rech­te für Arbei­ter und ins­be­son­de­re Arbei­te­rin­nen sei die­se Gemein­schaft ins Leben geru­fen worden. 
„Und da wur­de die Kir­che zur Stim­me“, gab die KAB-Spre­che­rin zu beden­ken, nach deren Über­zeu­gung es nicht so selbst­ver­ständ­lich ist, dass Ver­bän­de mehr als 135 Jah­re bestehen. ​„Ich freue mich auf die Arbeit“, beteu­er­te Johan­nes Trum, der – auch in memo­ri­am Eze­chi­els – sich durch­aus des­sen bewusst zeig­te, dass ​„bestimmt har­te Kost auf uns zukom­men“ werde.

Was gebe es Schö­ne­res, als einen sol­chen Geburts­tag zu fei­ern, bekun­de­te drit­ter Bür­ger­meis­ter Armin Dickl in sei­nem Gruß­wort. Von den hef­ti­gen sozia­len Ver­wer­fun­gen in der Grün­der­zeit der KAB sprach der stell­ver­tre­ten­de Land­rat Klaus Jeggle, der den Ver­band als einst neue Gemein­schaft rühm­te, um den Men­schen wie­der Hoff­nung und Zuver­sicht zu ver­mit­teln. Sozia­le Fra­gen sei­en heu­te für vie­le Men­schen gelöst – ​„aber nicht für alle“, so der Reprä­sen­tant des Land­krei­ses. Die KAB als christ­li­che Wer­te­ge­mein­schaft leis­te einen wert­vol­len Bei­trag zum Erhalt des sozia­len Friedens.

Den Pio­nier­geist als Quell und Ort der Kraft zu spü­ren, emp­fahl die KAB-Lan­des­vor­sit­zen­de Regi­na Sorem­ba-Böx­kes den Mit­glie­dern und Gäs­ten der Jubi­lä­ums­fei­er. Die Katho­li­sche Arbeit­neh­mer­be­we­gung wei­se tat­säch­lich eine gro­ße Ver­gan­gen­heit mit gro­ßen Erfol­gen in der Sozi­al­po­li­tik auf. Aber wei­ter­hin gebe es vie­le Grün­de, die Stim­me zu erhe­ben – bei­spiels­wei­se ange­sichts der soge­nann­ten pre­kä­ren Arbeits­ver­hält­nis­se. Das Cre­do der Lan­des­spre­che­rin: ​„Unse­re Auf­ga­be in der Gesell­schaft ist noch lan­ge nicht erledigt.“

In sei­nem Fest­vor­trag zeich­ne­te der ehe­ma­li­ge Diö­ze­san­ar­chi­var Dr. Heri­bert Wurs­ter den bis­he­ri­gen Wer­de­gang des neu­en Diö­ze­san­prä­ses, gebür­tig in Zwie­sel, und die His­to­rie der KAB nach. ​„Die im Glau­ben ver­wur­zel­te Nächs­ten­lie­be ist der Antrieb für das Enga­ge­ment“, stell­te der Refe­rent fest. Als Mei­len­stei­ne nann­te er vor allem die Sozi­al-Enzy­kli­ka ​„Rer­um novarum“ von Papst Leo XIII., der die Initia­ti­ven des Seli­gen Adolph Kol­ping und des Main­zer Bischofs Ket­te­ler, des Schöp­fers der Arbei­ter­ver­ei­ne, auf­ge­grif­fen habe.

Nach den Ver­bo­ten vor allem auch der Frau­en­ver­ei­ne mit deren Mit­glie­dern, die resis­tent gegen­über der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ideo­lo­gie gewe­sen sei­en, im soge­nann­ten Drit­ten Reich habe 1946 der Wie­der­auf­bau begon­nen, so Dr. Wurs­ter. Das II. Vati­ka­ni­sche Kon­zil sei auch für die Arbeits­welt wich­tig gewe­sen. Die Päps­te Paul VI. und Johan­nes Paul II. haben nach den Wor­ten des His­to­ri­kers die katho­li­sche Sozi­al­leh­re wei­ter­ent­wi­ckelt. Auch der gegen­wär­ti­ge Papst Fran­zis­kus stel­le den Wider­spruch zwi­schen wirt­schaft­li­cher Aus­beu­tung und Bewah­rung der Schöp­fung dar. Zusam­men­fas­send wür­dig­te Dr. Wurs­ter die KAB als ​„ein erfolg­rei­ches Modell für christ­li­che Nächs­ten­lie­be, die uns Chris­tus auf­ge­tra­gen hat.“

>>>Text und Fotos: Bern­hard Brunner

125 Jahre alt und doch aktuell

125 Jahre Diözesanverband der Katholischen Arbeitervereine, des Werkvolks und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung - 125 Jahre Rerumnovarum , die erste Sozialenzyklika - Papst Leo XIII. und seine Antwort auf die "neuen Dinge" und die neue Zeit. Papst Leo XIII. spricht dazu 1891 ein dreifaches Ja:

  • Zu der neuen Form von Wirtschaft und Arbeit.
    Neben der bäuerlichen und handwerklichen Arbeit gibt es die industrielle Arbeit. Wir Christen müssen uns auseinander setzen mit Markt und Kapital, mit Sozialismus und Proletariat, Alt und doch aktuell! 
     
  • Zu der Wirklichkeit der Industriegesellschaft,
    in der ein immer größerer Teil der arbeitenden Menschen zum Proletariat (Prekariat) wird, eigentumslos, lohnabhängig, der Willkür des Kapitals ausgeliefert. Arm und Reich werden nicht mehr als Gott gegeben hingenommen, sondern als gesellschaftlicher Vorgang begriffen. Es braucht gerechten Lohn, erkämpft durch das Koalitionsrecht. Arbeiter und Arbeiterinnen organisieren sich und nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Das ist ein "unentziehbares Menschenrecht". Alt und doch aktuell!
     
  • Zum Sozialstaat:
    Der Staat muss eingreifen, wo Arbeit und Kapital keinen Ausgleich finden, der Auftrag zur Staatsintervention. Alt und doch aktuell!

Zum 125 jährigen Jubiläum lade ich unseren Verband in unserer Kirche ein, das dreifache Ja zu erneuern:

  • Zu Gerechtigkeit und Menschenwürde  in der Arbeit,
  • Zu einer Gesellschaft, die Teilhabe ermöglicht und das Gemeinwohl im Sinn hat,
  • in der sozialer Ausgleich und verlässliche Solidarität eine Zukunft für alle bieten.

Damit alle gut leben können!

Herzlich, Franz Schollerer, Diözesanpräses

KAB Deutschland

Die KAB entstand als Zusammenschluss von Arbeitervereinen, die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Bildungs- und Selbsthilfevereine konstituierten. 1849 gründete sich der erste Arbeiterverein u.a. als Unterstützungskasse in Regensburg. Ab 1860 entstanden die christlich-sozialen Vereine, die angesichts der „sozialen Frage“ gleiche politische, soziale und gesellschaftliche Rechte für die Arbeiterinnen und Arbeiter einforderten. Mit ca. 22.000 Mitgliedern im Jahre 1872 waren diese Vereine zusammengenommen die mitgliederstärkste Arbeiterorganisation in Deutschland.

135 Jahre Katholische Arbeitnehmer-bewegung in der Diözese Passau

Festvortrag zur Einführung des neuen Diözesanpräses 
von Dr. Herbert. W. Wurster
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175 Jahre Einsatz für menschenwürdige Arbeit

KI Interview

Es "spricht" der Mainzer „Arbeiterbischof“ Wilhelm Emmanuel von Ketteler über Verganenheit, Gegenwart und Zukunft. >>>Hier geht`s zum Interview

Predigt von Bischof Stefan Oster zum 125jährigen Jubiläum

Einleitung und Predigt anlässlich des 125jährigen Bestehens des Diözesanverbandes der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung im November 2016.

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200 Jahre Bischof Ketteler

Die Frühzeit der katholischen Soziallehre und der Pastoral der Arbeit in Deutschland und der Diözese Passau

von Dr. Herbert. W. Wurster
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Geschichte des KAB Diözesanverbandes Passau - 125 Jahre

 

Im Schematismus des Bistums Passau von 1892 ist vermerkt: Ende des Jahres 1891 bestehen in der Diözese Passau 7 Katholische Arbeitervereine (AV). Der AV Zwiesel (26.10.), der AV Passau-Hals (23.11.), der AV Passau-Ilzstadt (08.02.), der AV Frauenau (25.03.), der AV Burghausen (1891: genaues Gründungsdatum unbekannt), der AV Heining (23.08.) und der AV Spiegelau  (06.09.).

Auf einer Konferenz der Präsides der Kath. Arbeitervereine am 12. November 1891 in Osterhofen wird die Bildung eines Diözesanverbandes der Kath. Arbeitervereine beschlossen. Als Leiter des Diözesanverbandes wird Pfarrer Franz S. Einberger, Präses des AV Hals, und als Schriftführer Stadtkooperator Reitmeier, Präses des AV Ilzstadt, gewählt.

Weiter heißt es im Schematismus des Jahres 1892: "Um der Gefahr der immer weiteren Verbreitung von verderblichen, der kirchlichen und staatlichen Ordnung (gemeint ist die Sozialdemokratie) unter der Arbeiterwelt wirksam entgegenzutreten und soweit möglich neben der staatlichen Fürsorge auch durch private Thätigkeit zur Besserung der materiellen Verhältnisse und der sozialen Lage des Arbeiterstandes beizutragen", begann man ab 1890 auch in der Diözese Passau mit der Gründung katholischer Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine.

Der am 11. Mai 1890 als Bischof von Passau inthronisierte und installierte Dr. Michael von Rampf aus München, war es ein großes Anliegen, ".. soweit möglich neben der staatlichen Fürsorge auch durch private Tätigkeit zur Besserung der materiellen Verhältnisse und der sozialen Lage des Arbeiterstandes beizutragen." Er veranlasste und förderte die Gründung von vielen Katholischen Arbeitervereinen im Bistum Passau, die sich als Bildungsvereine verstanden, Krankenunterstüt-zungsvereine bildeten, Sparkassen gründeten und Sterbevereine entwickelten, um der "Arbeiterschaft" zu einem besseren Leben zu verhelfen.

In München beschließt eine Konferenz von Präsides süddeutscher Katholischer Arbeitervereine am 12. Oktober 1891 die Gründung einer "Vereinigung katholischer Arbeitervereine Süddeutschlands."

 

Bischof Wilhelm Emanuel Ketteler

Die geschichtliche Entwicklung der heutigen Katholischen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen Bewegung (KAB) beginnt aber schon um 1850 durch den bekanntesten kirchlichen Vertreter, den Mainzer Bischof Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler. Insbesondere mit seiner Predigt zur sozialen Gerechtigkeit und der Zukunft der Arbeit am 25. Juli 1869 auf der Liebfrauenheide bei Offenburg, vor etwa 10.000 Arbeitern, provozierte er eine politische Auseinandersetzung über die soziale Frage in Deutschland. Er forderte unter anderem: eine Selbsthilfebewegung, Arbeitervereine, Gewerk-schaften und Genossenschaften, die Erhöhung des Arbeitslohnes, die Anerkennung des Streikrechts, Arbeitszeitverkürzung und Arbeitspausen, den arbeitsfreier Sonntag, das Verbot der Kinderarbeit, die Einführung von garantiertem Urlaub, die Gründung von Spar- und Konsumvereinen, Gewinnbeteiligung, Miteigentum und Mitbestim-mung und die Gleichberechtigte Zusammenarbeit von Arbeit und Kapital.

 

Sozialenzyklika rerum vovarum

Den nächsten und wohl intensivsten Schub erfuhr die Gründung der Katholischen Arbeiterbewegung durch die Sozialenzyklika "rerum novarum" von Papst Leo XIII von 1891, die in der Folgezeit bis etwa 1928 eine Vielzahl von Gründungen katholischer Arbeiter- und Arbeiterinnen-Vereine in ganz Deutschland und auch in unserer Diözese initiierte. Organisiert als Bildungs- und Selbsthilfebewegung waren die Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine und die damit verbundenen Krankenunterstützungsvereine lebenswichtige und überlebenswichtige Einrichtungen für die Menschen damals, die ohne die fehlende Arbeitslosen- und Krankenversicherung keine soziale Absicherung hatten. Bis in die heutige Zeit reichen die Wurzeln dieser Arbeit: aus den Sparvereinen wurden die Sparkassen, aus den Krankenunterstützungsvereinen gingen nach Gründung der Krankenversicherung die Krankenkassen hervor.

 

Das erste "KAB-Büro"

Die Präsideskonferenz am 17.10.1904 beschloss die Einrichtung einer sozialen Auskunftsstelle in Passau, wozu die angeschlossenen Vereine 20 Pfennige Jahresbeitrag pro Mitglied zahlen wollen. Am 01. Juli 1905 wird das kath. Arbeitersekretariat in Passau eröffnet. Das Arbeitersekretariat Passau dient.. dazu, den Arbeitern, Bediensteten, kleinen Gewerbetreibenden usw. gegen geringes Entgelt Gelegenheit zu geben, sich in allen Rechtsfragen sozialer Natur die nötigen Aufschlüsse erholen, Schriftstücke und Eingaben usw. fertigen lassen können."

 

Aufbau nach dem zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen 1952 die noch bestehenden Kath. Arbeitervereine ihre Arbeit unter dem Namen "WERKVOLK" und viele Mitglieder des Werksvolks waren Mitglied der demokratischen Parteien geworden und wirkten als Abgeordnete entscheidend mit beim Aufbau der Demokratie und der sozialen Marktwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland.

 

Aufbruch im zweiten vatikanischen Konzil

Das Zweite Vatikanische Konzil von 1962 bis 1965 löste in der Diözese Passau eine Welle von Gründungen von Werkvolkgemeinschaften aus. Sehr bedeutsam in diesem Zusammenhang ist die Botschaft Papst Johannes XXIII., der am 08. Dezember 1965 an die Arbeiter schreibt: " ...Geliebte Söhne, seid versichert, daß die Kirche um Eure Leiden, Eure Kämpfe und Eure Hoffnungen weiß, daß sie in besonderem Maße diese Eure Tugenden schätzt, die Eure Seelen adeln: Euren Mut, Eure Hingebung, Euer Berufsbewußtsein, Euren Gerechtigkeitssinn. ....Und darum: nehmt die Botschaft der Kirche an. Nehmt den Glauben an, den die Kirche euch bietet, um Euren Weg zu erhellen."

 

Zu den bedeutendsten, wenn auch umstrittensten Vorlagen der Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland von 1969 bis 1975, gehörte der Beschlusstext "Kirche und Arbeiterschaft". Nach hartem und oft dramatischem Ringen wurde die Vorlage in der Schlusssitzung der Synode am 20. November 1975 angenommen.

Die Sozialenzyklika "laborem exercens" vom Heiligen Papst Johannes Paul II, von 1981, spornte die Arbeiterbewegung erneut an, das Ringen um die sozial Gerechtigkeit weiter in den Mittelpunkt ihrer Arbeit zu stellen.

 

Die KAB heute

Es ist noch immer das Ansinnen der KAB, den Arbeitnehmerinnen, den Arbeitnehmer und ihren Familien ein gutes Leben zu ermöglichen und es geht noch immer um soziale Gerechtigkeit. Rente für Erziehungszeiten, das Rentenmodell der kirchlichen Verbände unter der Federführung der KAB, der Kampf um den Mindestlohn, die gesetzliche Krankenversicherung, die Pflegeversicherung, nachhaltiges Wirtschaften, der arbeitsfreie Sonntag, die Gestaltung des Sozialstaates, Transaktionssteuer, Nachhaltigkeit und Gemeinwohl-Ökonomie sind einige Themen der heutigen Zeit. In Bildung und Beteiligung sieht die KAB den Schlüssel zur Entwicklung und "Entwicklung ist nach der Soziallehre der Kirche ist der neue Name für Frieden" (Papst Paul VI, Populorum Progressio 1967).

Im Zusammenschluss vom Ortsverband bis zur Weltbewegung Christlicher Arbeitnehmer (WBCA) ist die KAB weltweit vernetzt und tief verwurzelt in der Soziallehre, der Sozialethik der Christlichen Kirchen, die stärkt und trägt. 2013 hat Papst Franziskus mit der Enzyklika "Evangelii gaudium" und vor allem mit "laudato si" 2015 ein Tor aufgestoßen, durch das die KAB gehen muss. Die Erhaltung dieser Erde und die Umsetzung sozialer Gerechtigkeit weltweit haben oberste Priorität und brauchen konsequentes Handeln. Und darum sagt die KAB NEIN zu den transnationalen Abkommen TTIP, CETA und TISA. Diese Abkommen nützen nur den Riesenkonzernen, den multinationalen Akteuren und Banken. Es gibt enorme Bedenken, wegen negativer Auswirkungen auf die demokratischen Rechte in den nationalen Staaten, den Zugang zu den Bereichen der Daseins-Vorsorge und die Arbeits- und Sozialrechte der Arbeitnehmer. "Ah sozial, dafür tret´ ich ein", heißt das Grundsatzprogramm des KAB-Diözesanverbandes Passau. Es ist zugleich eine Einladung, mitzuarbeiten und Position zu beziehen und einen eindeutigen Standpunkt bei den Menschen. Oder wie es im Passauer Pastoralplan heißt: "Wer in Gott eintaucht, taucht neben dem Menschen wieder auf! oder auch umgekehrt." Mit ihrer Arbeit zeigt die KAB Kreuz für die Sorgen und Nöte der Menschen vor Ort und sie will mit ihrer Arbeit nahe bei den Menschen sein. Die Verbindung von Arbeit und Glaube, verdeutlicht das Symbol der KAB: Kreuz und Hammer!

Ein starker Leitsatz der KAB im Diözesanverband Passau ist der Einleitungssatz aus "gaudium et spes", "Glaube und Hoffnung", der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils von 1965, wo es heißt: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände."

In diesem Sinne ist der KAB zu wünschen, dass sie sich im 125. Jahr der Gründung des Diözesanverbandes Katholischer Arbeitervereine neu positioniert auf die nächsten Jahre hin, strukturell, personell und pastoral ausrichtet und orientiert an den arbeitenden Menschen und den Lebens- und Arbeitssituationen, die deren Alltag bestimmen.

 

 

KAB präsentiert zum Jubiläum den neuen Präses

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